Aus der Geschichte lernen – Besuch der Gedenkstätte Bergen-Belsen

Aus der Geschichte lernen – Besuch der Gedenkstätte Bergen-Belsen

„Im Konzentrationslager Bergen-Belsen starben 52.000 Häftlige aus vielen Ländern Europas. Als Opfer von Misshandlung, Zwangsarbeit, Seuchen oder Hunger erlagen sie der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Das Leid dieser Menschen verdient Aufarbeitung und Erinnerung.“ So steht es im Fyler des Seminars „Aus der Geschichte lernen“, entwickelt und umgesetzt von der Akademie „Franz-Hitze-Haus“ und dem Geschichtsort „Villa ten Hompel“. Speziell ausgerichtet auf Schülerinnen und Schüler versucht das Seminar, diese wichtige Thematik den jüngeren Menschen unseres Landes näherzubringen. In diesem Kontext haben sich 22 Schülerinnen und Schüler der Stufe 9 des KANT vom 24.06.-26.06.2024 mit den Gräueltaten des Nationalsozialismus und der Frage, was die Geschichte des Holocaust speziell junge Menschen heute noch angeht, auseinandergesetzt. Das dreitägige Seminar fand im Franz-Hitze-Haus statt und die Schülerinnen und Schüler wurden begleitet von Larissa Gruhn, Referendarin für das Fach Geschichte. Durchgeführt wurde das Seminar von speziell ausgebildeten Teamern, die die Schülerinnen und Schüler an die Thematik heranführten und so ein Lernsetting außerhalb des schulischen Geschichtsunterrichts ermöglichten.

Im Mittelpunkt des dreitägigen Seminars stand eine Fahrt zur Gedenkstätte Bergen-Belsen. Vorbereitet wurde diese am Montag: Hier arbeiteten die SuS generell zu den Begriffen Diskriminierung, Freiheit und Menschenwürde, sahen sich einen Film mit der Zeitzeugin Erna de Vries an und setzten sich in Rollenspielen mit Gefühlen, Gedanken, Motiven und Schicksalen von Opfern, Täterinnen und Tätern sowie Mitläuferinnen und Mitläufern auseinander. Gerade diese Perspektivübernahme hinterließ Eindruck bei den SuS und wurde auch nach dem Seminar noch zum Gesprächsthema. Am Dienstag stand dann die Fahrt nach Bergen-Belsen an. Die Teamer führten die SuS über das Lagergelände und standen für zahlreiche Nachfragen zur Verfügung. Das Lagergelände wird ergänzt durch eine Dauerausstellung, die die Geschichte des Lagers von den Anfängen einer Barackensiedlung für Bauarbeiter, über die Kriegsgefangenenlager und das spätere Konzentrationslager bis hin zur Befreiung des Lagers durch die Briten dokumentiert und aufarbeitet. Gerade die Ausstellung verdeutlicht noch einmal mehr die lange, grausame Geschichte hinter der Gedenkstätte. Viele der Lernenden ließen verlauten, noch einmal zurückkehren zu wollen, um die Ausstellung in ihrer Gänze erkunden zu können. Besonders eindrucksvoll wurde auch das „Haus der Stille“ auf dem Lagergelände von den SuS wahrgenommen. Hier können Besucherinnen und Besucher, Angehörige und alle, die den Opfern des Nationalsozialismus gedenken wollen, einen Moment der Ruhe finden. Die SuS beschrieben das Gefühl im „Haus der Stille“ als „bedrückend“, „traurig“ und gleichzeitig als sehr „besonders“. Auch das Grab von Anne und Margot Frank, die beide kurz vor der Befreiung durch die Briten im KZ Bergen-Belsen aufgrund von schweren Krankheiten starben, sorgte für einen erneuten Moment der Stille.

Der Besuch der Gedenkstätte wurde dann am Mittwoch im Franz-Hitze-Haus gemeinsam mit den Teamer reflektiert. Außerdem lag der Fokus am letzten Seminartag darauf, nun auf das aktuelle Geschehen zu schauen – die SuS setzten sich mit aktuellen Fallbeispielen zum Thema Diskriminerung auseinander und erlernten in alltagsorientierten Übungen, wie man sich gegen verschiedensten Formen von Diskriminierung einsetzen kann.

Insgesamt waren alle 22 Schülerinnen und Schüler mehr als begeistert vom Seminar und würden es jederzeit weiterempfehlen, da es eine Auseinandersetzung mit der Thematik ermöglicht, die der schulische Geschichtsunterricht in solch einer Intensität nicht bieten kann. Wir als Immanuel-Kant-Gymnasium und speziell als Fachschaft Geschichte danken der Akademie „Franz-Hitze-Haus“ und der „Villa ten Hompel“ für diesen gegenwartsorientierten Zugang zur deutschen Geschichte und hoffen, auch nächstes Jahr wieder Schülerinnen und Schüler die Teilnahme an diesem so ertragreichen Seminar ermöglichen zu können!