Es war stockdunkel, als die Schülerinnen und Schüler der Leistungskurse Kunst- und Mathematik, zusammen mit Frau Markus und Herrn Normann, am Montag, den 02.09.24 um 5 Uhr morgens noch halb im Schlaf in den Bus nach Mailand einstiegen, und so manche(r) versank, kaum hatte sich der Bus in Bewegung gesetzt, gleich wieder ins Land der Träume. Doch als bald darauf die ersten Sonnenstrahlen durch die Busfenster blinzelten, kam langsam Leben in den Bus. Vierzehn Stunden sollte die Fahrt insgesamt dauern, aber mit Hilfe der in großer Zahl mitgeführten digitalen Schnuller (Smartphones, Laptops, Spielekonsolen, … usw.) sollte die Zeit an Bord dennoch nicht lang werden. Nur in der Schweiz war in manchen Gesichtern echte Verzweiflung zu lesen, als die mobilen Daten aus Kostengründen abgeschaltet werden mussten, und herzergreifendes Wehklagen wurde laut, als zu allem Überfluss auch noch ein vorausfahrender Flixbus mit seinem heißbegehrten WLAN-Hotspot mitleidlos davonzog und die datendurstige Jugend mit nichts als der realen Welt zurückließ.
Wem es aber gelang, in diesem Moment des kalten Entzugs seinen Blick von der Mattscheibe seines Endgeräts loszureißen, der konnte grandiose Bergmassive und Wasserfälle bestaunen, grüne Wälder und blaue Seen an sich vorbeigleiten sehen und sein Herz im Angesicht dieses Naturschauspiels mit Vorfreude auf das füllen, was die Reise noch bieten würde.
Und Mailand hatte viel zu bieten:
Eine informative Stadtführung bei strahlend blauem Himmel und hochsommerlichen Temperaturen vermittelte am Dienstag interessante Einblicke in die wechselvolle Geschichte der Stadt und eine erste topographische Orientierung, um sie anschließend (ggf. nach der Einnahme einer kühlenden Portion „Gelato“) auf eigene Faust weiter zu erkunden.
Die malerische Kulisse des Navigli-Viertels, in dem sich unzählige gemütliche Restaurants am Ufer des Kanals „Naviglio Grande“ aneinanderreihen, übte an diesem Abend eine besondere Anziehungskraft auf die Schülerinnen und Schüler aus. Hier zeigte sich Mailand in kulinarischer Hinsicht von seiner besten Seite.
Am Mittwoch standen gleich drei Programmpunkte auf dem Plan. In der Pinacoteca di Brera, die sich in einem eindrucksvollen barocken Palazzo befindet, regten die Renaissancegemälde an den Wänden und eine klassizistische Skulptur im Innenhof einige Schülerinnen und Schüler dazu an, sich mittels bereitgestellter Utensilien zeichnerisch mit den dargestellten Motiven auseinanderzusetzen. Die gestalterischen Ergebnisse waren, wie könnte es anders sein, formidabel!
Im Anschluss daran stand auf vielfachen Wunsch (vor allem der Damen) ein Besuch im Museum des Mailänder Modezaren Giorgio Armani auf dem Programm. Kühle Schönheiten präsentierten sich hier überlebensgroß auf schwarzweißen Modefotos und effektvoll beleuchtete Haute Couture glitzerte verführerisch im Halbdunkel der nüchternen Betonarchitektur.
Anschließend ging es in das Leonardo-da-Vinci-Museum, in dem nicht nur die Erfindungen des namensgebenden Universalgenies zu bestaunen waren, sondern auch viele weitere, bis in die Gegenwart reichende, technische Errungenschaften. Allein in diesem Museum hätte man einen ganzen Tag verbringen können, so viele Exponate gab es zu sehen, erläuternde Texte zu lesen und interaktive Installationen zu erforschen.
Das Ausflugsziel für den Mittwochabend war ein Stadtviertel, in dessen Mitte sich die aus dem 4. Jahrhundert stammende, frühchristliche Kirche „San Lorenzo Maggiore“ befindet und eine Gruppe antiker römischer Säulen, die „Colonne di San Lorenzo“. Hier sollte, laut Reiseführer, die Mailänder Jugend ihre Abende verbringen, um auszugehen, zu feiern, zu singen und das sprichwörtliche italienische „dolce vita“ zu genießen. Aber an diesem Abend wollte sich keine singende Mailänder Jugend einfinden, und da auch die Preise in den an sich sehr einladenden Bars nicht mehr budgetkompatibel waren, musste improvisiert werden.
Die Gruppe ließ sich dadurch aber nicht entmutigen. Nach einem Fußmarsch durch unbekannte, spärlich beleuchtete Gassen, vorbei an einer altertümlichen Ruinenstätte, gelangten wir in die Nähe des Mailänder Doms, wo wir nun doch noch, ganz unverhofft, auf ein Straßenkonzert stießen. Ein begnadeter Sänger gab eine Reihe sehr unterschiedlicher Lieder zum Besten und nach einer Weile schloss sich ihm spontan eine Dame aus dem Publikum an, deren Gesangskünste mindestens ebenso erstaunlich waren.
Nach so viel kulturellem Input und zahlreichen Touren, die uns in der Metro, der Straßenbahn und zu Fuß durch die ganze Stadt geführt hatten, sollte der Donnerstag (der Tag unserer Abfahrt) wieder entspannter und freier gestaltet werden können. Ein kurzer Trip in ein futuristisch anmutendes Hochhausviertel war geplant und anschließend freie Zeit für persönliche Erledigungen, aber alle schönen Pläne fielen buchstäblich ins Wasser, da es schon während des Frühstücks wie aus Eimern zu schütten begann. Während wir noch überlegten, wie wir unser Programm eventuell an diesen dramatischen Wetterumschwung anpassen könnten, stieg der Wasserspiegel auf den Straßen, sodass wir schließlich alle Pläne fahren ließen und regelrecht zum Bus waten mussten.
Im Ganzen glauben wir, Frau Markus und Herr Normann, sagen zu dürfen, dass die Reise trotz der erzwungenen abrupten Abreise ein voller Erfolg war, der allen unvergessliche Erinnerungen beschert hat. Wir haben es jedenfalls sehr genossen, eine so tolle Schülergruppe nach Mailand begleiten zu dürfen.