Als der letzte Applaus verebbt und die letzten Zuschauer am Abend des 5. April 2025 die Stadthalle Hiltrup verlassen hatten, lag eine Mischung aus großer Erleichterung, grenzenloser Freude und auch ein wenig Wehmut in den Blicken der über 180 Beteiligen beim „Jubiläums-Ding“.
Zwei furiose Abende in der mit je 738 Zuschauern ausverkauften Stadthalle lagen hinter den Musikern, Tänzern, Schauspielern, Bühnenbildnern und allen anderen, die auf und hinter der Bühne an diesem Mammutprojekt beteiligt waren. Zwei Abende, an denen das KANT und dessen 50-jährige Schulgeschichte gefeiert wurde. Zwei Abende, die keinen Zuschauer kalt gelassen haben dürften und die einmal mehr zeigten, dass diese Schule, ihre Schülerinnen und Schüler, ihre Lehrkräfte und ihre Elternschaft etwas ganz Besonderes ist.
Zwei Jahre sind von den ersten Ideen zu einer Schulrevue, die ganz im Sinne der großen Musicaltradition des KANT die 50jährige Schulgeschichte abbilden sollte, zu eben diesem „Jubiläums-Ding“ vergangen. Zwei Jahre, in denen viel passiert ist und am Ende Großes geleistet wurde. Dass die Frage, wie eine solche Revue zum Schuljubiläum denn aussehen könne, selbst zum roten Faden des Stückes wurde, war der erste großartige Regieeinfall des Regieteams bestehend aus Meike Clever, Christine Murra, Victoria Quante sowie Marie-Luise Brakowsky, der das Stück im Fortgang dann souverän trug. So waren es letztlich die Schülerinnen und Schüler der SV (Astrid Rehberg, Martje Helling, Valérie Pisek, Mieke Friedrichsen, Jakob Schinkel, Theresa Böhme, Asiya Al Masri und Ellen Hoffleith), die den Abend gestalten mussten, da sie dazu den Auftrag von Schulleiterin Nina Fesch (Nina von Manstein) erhalten hatten.
Auf ihrer Zeitreise begegneten die Kinder und Jugendlichen dann ganz leibhaftig ehemaligen Lehrkräften aus der Anfangszeit des KANT (Marie-Luise Brakowsky, Heribert Schwarzenberg sowie Reinhard Pelz), sowie dem ehemaligen Schulleiter und „Vater der Schule“ Winfried Borgmann (Michael Böder). Aber auch der Namenspatron Immanuel Kant persönlich (Dietrich Kast) begegnete dem SV-Team. Dieser etwas mürrische alte Herr zeigte sich zunächst etwas verschnupft, dass man seinen Geburtstag vergessen hatte, im Laufe des Abends war er aber offenkundig immer erfreuter über all das, was sich am KANT in seinem Namen in 50 Jahren so alles entwickelt hatte.
Die Schülerinnen und Schüler der SV stießen auf ihrer Zeitreise dann auch auf eine Reisegruppe ihrer Schule, die in den 1980er Jahren mit ihrer überaus alternativen Lehrerin Dörte Fichte (gespielt von Schulleiterin Jessica Pesch) die DDR bereiste. Passend eingeleitet wurde dieser Besuch im „anderen deutschen Staat“ mit dem Nina Hagen-Song „Du hast den Farbfilm vergessen“, der von KANT-Lehrerin Birte Ahrens beeindruckend präsentiert wurde. In dieser DDR-Episode trauten die Zuschauer ihren Augen kaum, als der hellblaue Bus mit der Aufschrift „Kant-Reisen“ zu sehen war und die sich bewegenden menschlichen Leitplanken die Illusion des fahrenden Busses erzeugten. Hier gilt ein besonderes Lob den KANT-Kunstlehrkräften Nicole Höfner und Andreas Normann, die mit ihrem tollen und kreativen Team wirklich Maßstäbe setzten.
Auch die Herausforderungen und Absurditäten des Unterrichts unter Coronabedingungen, mit Wechselunterricht, Coronatestungen und Videokonferenzen, in dem Englischlehrer Mr. Collapse (Christoph Möllers) verzweifelt versuchte, den Überblick zu behalten, sorgte für viele Lacher und wohl auch manch gerne verdrängte Erinnerung.
Neben starken schauspielerischen Leistungen waren es aber auch die Showeinlagen, die das Publikum begeisterten. Zu nennen sind hier die aus aktuellen Lehrkräften bestehenden „Spice Girls“ und „Backstreet Boys“, die sich ein umjubeltes Dance Battle lieferten. Ebenso waren es Breakdancer Jonathan Jansen sowie die Tänzerinnen Emily Kientopf, Stella Maurer, Elanur Ayca Yildirim und Aleen Suleiman, deren Können beeindruckte und mit großen Applaus bedacht wurde.
Im Mittelpunkt der Show stand aber zweifelsfrei die Musik. So wusste zunächst der aus 36 Personen, Lehrern wie Schülern, bestehende Chor „KANT-Voices“ unter der Leitung von Ursula Brenken und Hartwin Karnagel u.a. mit Songs wie „Bye bye“ (Sarah Connor) oder „Eras“ (Taylor Swift) zu begeistern.
Ein ganz besonderes Erlebnis war es dann, die „KANT Generations“ zu erleben. Insgesamt 53 Eltern, aktuelle Lehrkräfte, und vor allem ehemalige Schülerinnen und Schüler im Alter von 20 bis 88 Jahren bildeten diesen Chor, der sich eigens für die Jubiläumsrevue gegründet hatte. Dieser ganz besondere Chor unter der Leitung von Ulrike Meyer-Krahmer, Ursula Brenken, Hartwin Karnagel und Ansgar Nierfeld entführte die Zuschauerinnen und Zuschauer mit einem Medley aus dem Musical „Joseph and the Amazing Technicolour Dreamcoat“ in die Vergangenheit, denn just dieses Musical bildete in den 1980er Jahren den Auftakt der bis heute nachhallenden Musicaltradition des KANT.
Dass diese Schulmusicals Spuren hinterlassen haben, wurde auch im Duett von Alexandra Gentzen und Karim Khawatmi deutlich: Beide sind heute überaus erfolgreich als Sängerin und Sänger tätig, ihre ersten großen Musicalerfahrungen sammelten sie aber am KANT, wo sonst? Toll, dass die beiden extra für die Schulrevue an ihre alte Schule zurückgekehrt waren.
Musikalisch souverän getragen wurde der gesamte Abend von der KANT-Connection unter Leitung von Benedikt Abbing. Und eben diesem ganz besonderen KANT-Lehrer, der die gesamte Produktion leitete, war es dann auch vergönnt den vielumjubelten KANT-Song als Solo zu singen, der den Abend ausklingen ließ. Da heißt es ganz im Sinne Kants, der diesen Song am Ende der Revue auch versöhnt und glücklich mitsingen konnte: „Handle nur nach derjenigen Maxime, von der du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde. Niemals nur als Mittel! Immer auch als Zweck!“ So etwas kann man singen? Ja, das geht, aber eben auch nur bei uns am KANT!
Diese beiden Abende zeigten auf beeindruckende Art und Weise, wie jung und vital diese Schule doch ist. Das „Jubiläums-Ding“ wird bleiben und sicher wird man sich beim 100. Geburtstag der Schule in 50 Jahren dann noch an diese beiden Abende erinnern.
Ein großes Dankeschön an alle Beteiligte vor und hinter der Bühne. Das war wirklich ein Ding, ein „Jubiläums-Ding“!
Weitere Informationen sind im Programmheft zu finden (siehe unten).
Programmheft-Das-Jubilaeums-Ding