„Entmenschlichung“ – Das KANT gedenkt der Opfer von Krieg und Gewalt

„Entmenschlichung“ – Das KANT gedenkt der Opfer von Krieg und Gewalt

Am diesjährigen Volkstrauertag, Sonntag, dem 16. November 2025,  setzten KANT-Schülerinnen und Schüler des Kreativkurses der Jahrgangsstufe 9 in Kooperation mit dem Kardinal-von-Galen Gymnasiums am Mahnmal in Hiltrup ein tief bewegendes Zeichen. Im Rahmen der offiziellen Gedenkfeierlichkeiten präsentierte unsere Schulgemeinschaft eine eindrucksvolle Performance zum Thema „Entmenschlichung“ nach einem durch Schülerinnen und Schüler des KvGs vorgetragenen, eindringlichen und höchst aktuellen Textes von Stefan Orth, Schulseelsorger am KvG..

Dieser besondere interschulische Beitrag fesselte und bewegte die zahlreichen Zuschauer zutiefst.

Die Last der Worte und die Barriere des Schweigens

Die Performance, deren Skript wir Ihnen hier dokumentiert haben, gliederte sich in mehrere intensive Bilder und verdeutlichte den schleichenden Prozess der Entmenschlichung und die Möglichkeit eines Entgegenwirkens.

Die Last der Worte

Zu Beginn traten 13 LASTTRÄGER in schwarzen Ganzkörperanzügen auf, die mühsam die über einen Meter großen, neon-orangen Pappbuchstaben des Wortes „ENTMENSCHLICHUNG“ schleppten. Ihre schweren Schritte und die gebeugte Haltung symbolisierten das Leid, das täglich geschieht und das Wort, das „kaum zu greifen“ ist.

Zählung und Rückzug

Im nächsten Bild durchdrangen zwei Schülerinnen ungerührt die Reihen der Träger. Sie zählten das Publikum mit bestimmendem Arm und sprachen es als Nummern an. Dieser Akt stand für den Moment, in dem „Zahlen wichtiger sind als Namen“ und „Menschen nur noch zählen, aber nicht mehr zählen“. Die Lastträger zogen sich daraufhin zu einer bedrohlichen Mauer zusammen. Die Sprecher klagten, dass Entmenschlichung beginnt, wenn wir wegsehen, weil „Hinsehen weh tun würde“.

Die Barriere

Eine weitere Schülerin scheiterte am Durchbruch dieser Mauer aus Buchstaben und Gleichgültigkeit und erstarrte in einem Standbild. Eine weitere Person fotografierte unberührt immer wieder einzelne Personen aus dem Publikum mit ihrem Handy – ein Symbol für die „Mauern aus Worten, Aus Blicken, Aus Schweigen“. Der Text machte deutlich: Entmenschlichung beginnt nicht nur in der Ferne, sondern „Hier. Im Kleinen. Im Alltag“. Sie manifestiert sich in „Worten wie Splittern“ und dem leisen Verlieren von Menschlichkeit „zwischen Scrollen und Schweigen“.

Der Funke der Menschlichkeit: Befreiung

Der Wendepunkt der Performance lag in der Befreiung. Eine Schülerin trat aus dem Publikum heraus, reagierte als erste einfühlsam, stellte sich schützend vor das Publikum und ermutigt sie zu helfen statt zu urteilen. Dies löste eine Kettenreaktion aus. Die helfenden Personen bildeten eine Menschenkette, und die Buchstaben, die nicht zum Wort „Mensch“ gehörten, wurden aussortiert, sodass am Ende nur noch das Wort „MENSCH“ zu sehen war.

Menschwerdung

Die Worte: „Erinnern, Fühlen, Handeln, Mensch bleiben“ bildeten das Zeichen für die Lastträger, die ihre schwarzen Masken abzogen und Gesicht zeigten, ihre Identität, ihr Sein – das sichtbare Zeichen der Menschwerdung und Befreiung.

Die zentrale Botschaft lautet: Menschlichkeit fängt im Kleinen an. „Entmenschlichung endet dort, wo jemand sagt: Ich sehe dich. Ich erkenne dich. Ich glaube dir“.

Das Immanuel Kant Gymnasium ist stolz auf das Engagement und die eindrucksvolle Leistung unserer Schülerinnen und Schüler, die diese Performance mit viel Ausdruck organisiert, gestaltet und umgesetzt haben. Wir danken dem Kardinal-von-Galen Gymnasium und insbesondere Stefan Orth für die produktive Zusammenarbeit, die dieses beeindruckende Erinnern und Gedenken ermöglicht hat.