Aufruf zu Toleranz und gegen Menschenfeindlichkeit: Digitales Zeitzeugengespräch mit der Holocaust-Überlebenden Frau Dr. Helga Feldner-Busztin

Aufruf zu Toleranz und gegen Menschenfeindlichkeit: Digitales Zeitzeugengespräch mit der Holocaust-Überlebenden Frau Dr. Helga Feldner-Busztin

Am vergangenen Freitag,  18. Dezember 2020, hatten die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Geschichte der Jahrgamgsstufe 12 (Q2) des KANT die seltene Gelegenheit mit einer Überlebenden des Holocausts ins direkte Gespräch zu treten. Digital zugeschaltet war die 1929 in Wien geborene und aus einer jüdischen Familie stammende Helga Feldner-Busztin (geb. Pollak), die von ihrer Kindheit und Jugend unter der nationalsozialistischen Diktatur, der Verfolgung ihrer Familie und ihrer Inhaftierung im KZ Theresienstadt berichtete.

Frau Dr. Feldner-Busztin, die vor allem in Österreich als Zeitzeugin Schulen und außerschulische Lernorte besucht, stellte eindrücklich dar, wie die Rassen- und Vernichtungspolitik des NS-Staates das Leben ihrer und anderer jüdischer Familie zerstörte. Als bis heute nachwirkendes und prägendes Erlebnis schilderte sie ihren Verweis von der Volksschule im Jahr 1938 – also kurz nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Das neunjährige Mädchen, das zuvor eines von vielen in ihrer Klasse gewesen war, bekam vor Augen geführt, dass sie nicht mehr dazu gehörte. Es folgten weitere Schritte der systematischen Ausgrenzung und Verfolgung, die 1943 in ihrer Deportation in das KZ Theresienstadt mündeten. Obwohl Theresienstadt vor allem als Durchgangslager, von dem aus die Vernichtungslager im Osten angesteuert wurden, fungierte, erlebte sie gemeinsam mit ihrer Mutter und Schwester im Mai 1945 die Befreiung des Lagers durch die Rote Armee. Auch ihr Vater, der bereits 1938 im KZ Buchenwald inhaftiert und später ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert wurde, überlebt den Krieg.

Nachdem die Schülerinnen und Schüler Fragen an Frau Dr. Feldner-Busztin richten konnten, schloss die Wienerin, die nach dem Krieg Medizin studierte und für kurze Zeit in den USA lebte und arbeitete, mit einem dringenden Appell an den Kurs. Angesichts der politischen Entwicklungen in Europa mahnte sie, mehr Toleranz zu üben und sich entschieden gegen jede Form der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit einzusetzen.

Die Geschichte der Familie Feldner-Busztin kann im Buch „Versteckte Jahre“ nachgelesen werden, das von ihrer Enkelin Anna Goldenberg geschrieben wurde und 2018 im Paul Zsolnay Verlag erschienen ist. Organisiert wurde das Zeitzeugengespräch von den KANT-Geschichtslehrern Dr. Christiane Perez-Gonzalez und Matthias Glomb.