„Endlich fertig!“ – die Stoßseufzer der beiden Gruppen, die am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten teilgenommen haben, dürften am vergangen Sonntag (28. Februar 2021), dem offiziellen Abgabetag, in ganz Hiltrup zu hören gewesen sein. Denn am Ende wurde es doch noch einmal knapp, zumal die Pandemie-Bedingungen den Zugang zu Quellen, Literatur und Zeitzeugen erheblich erschwert haben und auch die wöchentlichen Treffen und geplanten Workshop-Termine nicht stattfinden konnten.
Umso bemerkenswerter ist, dass am Ende nicht nur zwei richtig gute Beiträge entstanden sind, sondern dass die jungen Autoren unter diesen Bedingungen überhaupt durchgehalten haben, als einzige einer ursprünglich einmal über 30 Schülerinnen und Schüler großen Gruppe, die von Frau Dr. Perez und Herrn Glomb im Rahmen einer AG betreut wurde. „Sport macht Geschichte“ lautete diesmal das übergeordnete Thema des Wettbewerbs, der alle zwei Jahre deutschlandweit ausgetragen wird und mit üppigen Preisen und am Ende möglicherweise sogar mit einem Besuch beim Bundespräsidenten winkt.
Lennox Ruiz Montero und Emilian Ben Salem aus der Klasse 5b hatten sich den Karate-Sport ausgesucht und sind der Frage nachgegangen, wie sich diese der europäischen Kultur zunächst doch sehr fremde, erst seit 1957 überhaupt in Deutschland praktizierte Sportart in Münster etabliert hat. Dazu suchten sich die beiden einen Zeitzeugen, über den sie viele Informationen zur Vorgeschichte und Gründung des ersten Münsteraner Dojos (= Trainingsraum im Karatesport) im Jahr 1967 erhielten, und werteten außerdem die gesamte Presse-Berichterstattung über Karate in den Münsteraner Zeitungen der Gründungsphase aus. Ergebnis: Karate war den Menschen damals sehr unheimlich, gar gefährlich, tödlich und eher in kriminellen Kreisen verbreitet. Dies änderte sich erst kurz vor der Gründung des ersten Dojos in Münster. Karate wurde damals ein zwar noch nicht allzu bekannter, aber immerhin regulärer Sport, der es dann auch in den Sportteil der Zeitungen schaffte.
Hanna Schaefer und Fatima Aliyeva aus der Klasse 8b hatten sich mit dem Thema „Tanz“ ein ganz anderes Thema ausgesucht. Ausgehend von der Frage, wie die ersten Tanzschulen in Münster entstanden sind, stießen sie im Universitätsarchiv auf eine spannende, bislang völlig unbekannte Akte vom Anfang des 20. Jahrhunderts über einen Universitäts-Tanzlehrer namens Josef Riese, der später in Münster eine Tanzschule gegründet hatte. Schon seit Jahrzehnten war der Beruf des „Universitäts-Tanzlehrers“ an den deutschen Hochschulen verbreitet und zudem, auch aufgrund der guten Bezahlung, sehr begehrt. So bewarb sich auch Josef Riese im Jahre 1909 um diesen Titel, dessen Gesuch aber beinahe gescheitert wäre aufgrund eines anonymen Schreibens, das ihm gefälschte Zeugnisse und einen unmoralischen Lebenswandel unterstellte. Den Verfasser des Schreibens konnten die beiden Jung-Historikerinnen zwar nicht aufdecken, wohl aber die Aufregung, die das Schreiben bei den akademischen Würdenträgern auslöste, sowie die detektivischen Methoden, mit denen der arme Herrn Riese ohne sein Wissen in den Folgewochen überprüft wurde. Aber Ende gut, alles gut: Herr Riese erhielt Anfang 1910 seinen Vertrag und blieb fortan viele Jahre im Dienst der Universität. Die Akte war dabei in Sütterlin geschrieben, eine altdeutsche Schrift, die die Autorinnen mit Hilfe von Schrifttafeln erst mühsam transkribieren mussten.
Fazit von allen Teilnehmern: Ja, es war viel Arbeit, es hat aber auch richtig Spaß gemacht und Geschichtsforschung als Abenteuer erleben lassen, bei dem man nebenbei auch noch ganz viel lernt. Das KANT gratuliert schon jetzt allen Teilnehmern ganz herzlich zu ihren tollen Beiträgen und drückt ganz fest die Daumen!