Antisemitismus im Deutschen Kaiserreich: Lars Günther (Q2) publiziert beeindruckende Facharbeit

Antisemitismus im Deutschen Kaiserreich: Lars Günther (Q2) publiziert beeindruckende Facharbeit

Wie sehr verbreitet Judenfeindlichkeit und radikale antijüdische Schriften bereits im 19. Jahrhundert waren, dürfte viele Menschen überraschen, denn dieses Phänomen wird üblicherweise eher dem 20. Jahrhundert und dem (entstehenden) Nationalsozialismus zugeordnet. Tatsächlich waren derartige Überzeugungen selbst in akademischen Kreisen zu finden, wofür es auch ein eindrückliches Zeugnis aus Münster gibt: „Der Talmudjude“ des Theologen August Roling aus dem Jahr 1876, eine Schrift, die in vielen Auflagen weit über 100.000-mal gedruckt und sogar von bestimmten religiösen Gemeinschaften in rund 38.000 Exemplaren kostenlos verteilt wurde.

Lars Günther, Schüler der Jahrgangsstufe 12 (Q2), hat die Argumentationsstruktur des aus immerhin 125 Seiten bestehenden Buches im Rahmen seiner Facharbeit, die im vergangenen Schuljahr im Leistungskurs Geschichte von Frau Dr. Pérez entstanden ist, genau analysiert. Dabei konnte er nicht nur die pseudowissenschaftliche Vorgehensweise des Autors entlarven und den Inhalt in das zeitgenössische Spektrum theologischer Positionen einordnen, sondern die Entstehung der Schrift auch mit biografischen Ereignissen und dem zeitgleich stattfindenden Kulturkampf in Verbindung bringen. All dies ist ihm so überzeugend gelungen, dass der in Münster ansässige „Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens“ die Arbeit auf der Seite „Schüler schreiben Geschichte“ veröffentlicht hat, die damit nun nach Teresa Kallingers Beitrag bereits die zweite dort publizierte Facharbeit aus dem Kurs ist.

Die Redaktion würdigte insbesondere die gedankliche Tiefe, die Fülle und Vielfalt der verwendeten Quellen sowie das insgesamt sehr hohe Niveau der Arbeit, die es mit Publikationen aus geschichtswissenschaftlichen Fachzeitschriften durchaus aufnehmen kann. Weil die Arbeit auch als Wettbewerbsbeitrag für den Margot-Spielmann-Preis des Jüdischen Museums Westfalen eingereicht war, konnte sie erst jetzt veröffentlicht werden. Beim Wettbewerb ist leider eine Teilnehmerin an Lars vorbeigezogen, sodass es dort „nur“ zu einem zweiten Platz reichte. Umso größer die Freude über die Publikation. Das KANT gratuliert Lars ganz herzlich!