Historisches Wissen vermitteln, Erinnerungen wachhalten und so gegen Antisemitismus in der Gegenwart wirken – diese Ziele verfolgt der Geschichtsort Villa ten Hompel seit 1999. Dorothee Feller, Schulministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, besuchte die NS-Erinnerungsstätte am Freitag, 6. September. Dort diskutierte sie mit Fachleuten des Geschichtsortes sowie mit Schülerinnen und Schülern der 10. Klassen des Immanuel-Kant-Gymnasiums in Hiltrup, Kooperationsschule der Villa ten Hompel. Themen waren die regionale Gedenk- und Geschichtskultur und Methoden einer gelingenden Antisemitismusprävention. Anlass für das Treffen gab das Doppeljubiläum des Hauses im Jahr 2024: Vor 100 Jahren wurde die Industrieellenvilla am Kaiser-Wilhelm-Ring fertiggestellt, vor 25 Jahren eröffnete hier der Geschichtsort als Institution der historisch-politischen Bildung.
Die Schülerinnen und Schüler der zehnten Klasse nahmen an einem Thementag teil und positionierten sich zu Statements, die historisch-politische und andere gesellschaftliche Fragen berühren. Den Meinungsaustausch untereinander und mit Ministerin Feller moderierte das pädagogisch-wissenschaftliche Team des Geschichtsortes. “Erinnerungsorte wie die Villa ten Hompel sind unerlässlich für die Bildung junger Menschen. Sie bieten ihnen die Möglichkeit, einen Bezug zur eigenen Lebenswirklichkeit herzustellen und sich die Frage zu stellen, was an ihrem eigenen Lebensort geschehen ist. Eine solche Erfahrung ist die Basis dafür, Antisemitismus wirksam entgegentreten zu können”, sagte Feller.
Zwar war die Villa ursprünglich ein Wohnhaus – ab 1940 aber hatte hier der “Befehlshaber der Ordnungspolizei” für den damaligen Wehrkreis VI seinen Dienstsitz. Im Zweiten Weltkrieg beteiligten sich Polizisten an NS-Massen- und an Besatzungsverbrechen. Von 1954 bis 1968 war das “Dezernat für Wiedergutmachung” der Bezirksregierung Münster in der Villa ten Hompel untergebracht.
Auch Stefan Querl, Leiter der Villa ten Hompel und Antisemitismusbeauftragter der Stadt Münster, legt großen Wert auf die Bildungs- und Erinnerungsarbeit mit Jugendlichen. “Erinnern heißt, wachsam zu sein, etwas zu verändern und das im Unterricht Erlernte zu reflektieren. NS-Gedenkstätten bieten Raum, ein reflektiertes Geschichtsbewusstsein zu schärfen. Schulen und außerschulische Lernorte können sich dabei gegenseitig stärken. Das belegen die 25 Jahre Existenz des Geschichtsortes in der Villa ten Hompel.”
Am Gespräch mit Dorothee Feller sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Geschichtsortes nahm auch Bürgermeister Klaus Rosenau teil. Als Vorsitzender des Freundeskreises Münster – Rishon LeZion e.V. berichtete er über den Kontakt zur israelischen Partnerstadt unter den aktuellen Vorzeichen. Ebenfalls zu Gast waren Bettina Röwe und Kim Frohwein. Die Lehrerinnen arbeiten für die Bezirksregierung Münster im Projekt “Erziehung nach Auschwitz”.